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1000 Euro für Designerlampe in Besenkammer der Staatskanzlei


Hat sich gewaschen
Symbolbild: Putzmittelraum

Langsam geht den Politikerin im Landtag ein Licht auf: Gestern wurde den Mitgliedern des Haushalts- und Finanzausschusses vertraulich der ausgedruckte (!) Bericht der Innenrevision des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) zugestellt. 176 Seiten Dynamit. Bislang war nur eine Kurzversion des Berichts auf dem Markt, jetzt wird unerträglich penibel aufgerollt, dass es bei der Sanierung der Staatskanzlei wohl an etlichen Stellen zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Mein Highlight: Die Prüfer hinterfragen (ich sag' mal zurecht), warum eine "Designerleuchte für über 1000,00 Euro" für einen "Lager/Putzmittel- bzw. Abstellraum" geordert wurde.


SAUBER!


Die meist verwendete Floskel in dem Bericht ist "nicht nachvollziehbar". Das bezieht sich - wie berichtet - auf die Lampen (u.a. auch im Kabinettsaal), inzwischen auch die Fassadendämmung, aber auch den gesamten Komplex der Sicherheitsmaßnahmen. Hier wurde teilweise zu viel, aber auch zu wenig verbaut. Trotz zahlreichen Schwärzungen (an einer Stelle wurde sogar der Name des "2017 gewählten Ministerpräsidenten" unkenntlich gemacht), schwärzen die Prüfer etliche Mitarbeiter des BLB an. Nicht, weil sie betrogen haben - sondern offenbar gepennt.


Das Mantra des Finanzministers, dass die Compliance-Maßnahmen gegriffen hätten, würde ich mal in Frage stellen. Ein Untersuchungsausschuss - es wäre der sechste - scheint plötzlich zum Greifen nah. Die Verfehlungen sind so komplex, die kann man aus einem Revisionsbericht (in komplettem Fachjargon) und ohne Zeugen kaum verstehen.


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Bewegend
Kinderprinz Emil I. mit Hendrik Wüst gestern in Würselen. Foto: Land NRW / Mark Hermenau

Jetzt ein harter Break. Aber die folgende Geschichte liegt mir am Herzen. Sie soll beim ganzen Sanierungs-Schmu nicht untergehen. Gestern hat Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in Würselen 25 Kinderprinzenpaare getroffen. Jedes Jahr ein schöner Termin. Diesmal ging das aber auch unter die Haut. Unter den Kinderprinzen war nämlich auch der Sohn eines verstorbenen Helden der Flutkatastrophe. Emil I. zeichnete Wüst mit seinem Kinderprinzen-Orden aus, nachdem der MP sich um die Familie des 12-Jährigen gekümmert hatte.


Emil ist Kinderprinz in Kall in der Eifel. Sein Vater Wolfgang hatte bei der Flutkatastrophe 2021 einen anderen Menschen gerettet - und war dabei ertrunken. Das hatte Wüst so sehr bewegt, dass er die Familie aus Kall danach zwei Mal traf.


Emil wollte sich revanchieren und Wüst zu seiner Inthronisation bei der Kindersitzung einladen. Dafür schickte er dem Ministerpräsidenten einen handgeschriebenen Brief: „Ich wollte dich schon mal nach Kall auf eine Apfelschorle oder einen Kakao einladen“, so Emil: „Leider hat es bisher nicht geklappt.“ Auch bei der Proklamation konnte Wüst leider nicht dabei sein – aber im Gegenzug lud er Emil und Kinderprinzessin Annika zu seinem Empfang der Tollitäten in Würselen ein. Dort reiste Emil mit seiner Kinderprinzessin Annika und größerem Gefolge an.


Bei dem Empfang übergab Emil am Dienstag tatsächlich seinen Orden an Wüst. Einen zweiten möchte der Junge am Grab seines Vaters niederlegen.


 

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