30 Wahlkampf-Termine: Rollkragen-Wüst rollt das Feld für Merz von hinten auf
- Oliver Auster
- 12. Jan.
- 2 Min. Lesezeit

"Wüst trinkt ein Bier mit Merz, lässt ihn aber weiter zappeln", titelte der Kölner Stadt-Anzeiger nach dem Sommerfest in der Berliner NRW-Landesvertretung im Juni 2023. Damals hatte sich Wüst gerade in einem Gastbeitrag für die FAZ in eine Weise ausgelassen, die man durchaus als Kritik an Friedrich Merz verstehen konnte. Damit war in den Medien der Machtkampf der Beiden eröffnet. Erst mehr als ein Jahr später trat Wüst das Feuerchen aus, das er selbst hatte lodern lassen: "Aktuell" stehe er für eine Kanzlerkandidatur nicht zur Verfügung. Totaler Zufall: Am nächsten Tag stand ein Treffen von Merz und Markus Söder an. Danach wurde Merz als Kandidat ausgerufen, Wüst stand als Königsmacher da. Alles vergessen und verziehen (?), denn nun ist Wüst plötzlich der wichtigste Wahlkämpfer für den CDU-Kandidaten.
Wie ich für den Kölner Stadt-Anzeiger aufgeschrieben habe, zählt Wüst CDU-intern - neben Merz und Generalsekretär Carsten Linnemann - zu den „gefragtesten Rednern der Partei“. Wüst hat rund 30 Termine auf dem Zettel, die er mit seinem Hauptjob als Ministerpräsident unter einen Hut kriegen muss. Viele Auftritte waren oder sind in NRW: Remscheid, Dinslaken, Mönchengladbach, Düsseldorf, Münster, Neuss, Neunkirchen-Seelscheid, Herford, Bad Salzuflen, Minden-Lübbecke, Hagen, Iserlohn, Essen, Köln, Eschweiler, Viersen und Bergisch-Gladbach.
Dazu kommen Termine in anderen Bundesländern. Aus der CDU heißt es, es habe von dort so viele Anfragen gegeben, dass nur etwa ein Drittel dieser Wünsche realisiert werden konnte. Wüst reist nach Niedersachsen (Osnabrück, Hannover, Meppen, Holdorf), Rheinland-Pfalz (Bad Kreuznach), Hamburg, Baden-Württemberg (Villingen-Schwenningen, Donaueschingen) und sogar ins Söder-Land Bayern – dort hat Wüst Auftritte in Donauwörth und Regensburg.
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Seinen ersten Termin hatte Wüst in Remscheid. Im Christian-Lindner-Gedächtnis-Rollkragenpulli zum dunkelblauen Anzug sprach Wüst vor 200 Gästen im Schützenhaus. Der örtliche Bundestagskandidat Jürgen Hardt und Ex-Verfassungsschutz-Chef Thomas Haldenwang (tritt in Wuppertal an) waren schwer begeistert.
Was man wissen muss: Deutschlandweit ist Wüst laut ZDF-Politbarometer der zweitbeliebteste Politiker (hinter SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius). Wüst liegt damit vor Söder (Platz 3), Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck (Platz 4) und Merz (Platz 5). Wüst und Pistorius sind in dieser Reihe allerdings die einzigen, die mit ihren Beliebtheitswerten im Plus-Bereich spielen. Ab Söder geht’s nur noch um die geringste Unbeliebtheit. Auch damit erklärt sich die Nachfrage nach Wahlkämpfer Wüst.
Apropos Nachfrage: Die ist naturgemäß auch groß nach Angela Merkel, die nach der Veröffentlichung ihrer Memoiren aus der Versenkung wieder aufgetaucht ist. Merkel macht im Wahlkampf aber nur einen einzigen Termin: Kommenden Samstag kommt sie zum CDU-Neujahrsempfang von Wüst in Düsseldorf. Sie ist "Ehrengast und Festrednerin", so die Einladung. Die wahre Ehre ist ihr Besuch für Wüst.
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