Kunst liegt ja im Auge des Betrachters. Demnächst betrachtet der Betrachter sich selbst. Ist er dann Kunst? Hm... Fakt ist: Im Landtag, nahe dem Eingang zum Plenarsaal, hängt bald ein riesiger Spiegel. Aber: Der ist (eigentlich) nicht dafür da, noch mal die Krawatte zu richten, bevor man ans Rednerpult tritt - sondern: Er ist Kunst. Von Gerhard Richter. Einem der teuersten Künstler der Gegenwart. Richter hat den Spiegel dem Landtag als Dauerleihgabe vermacht, am Freitag zur Parlamentsnacht wird er enthüllt. Auch wenn es keinen offiziellen Preis für das Werk gibt, kann man wohl sagen: Der Landtag hat jetzt den wertvollsten Spiegel Nordrhein-Westfalens an der Wand.
Prof. Thomas Sternberg, Präsident der Kunststiftung NRW, weiß zu Richter zu sagen:
„Seine Arbeiten mit Glasplatten und Spiegeln gehören zu den besonders rätselhaften. Sie thematisieren den Betrachter und das Sehen gleichermaßen. Beim Betreten des Plenarsaals wird man künftig auf eine Selbstbefragung treffen: Man erblickt sich im Spiegel. Demokratie und Verantwortung werden in einem stillen Werk thematisiert, das zum Innehalten einlädt.“
Aha!
Was nicht jeder weiß: Der Landtag beherbergt eine Kunstsammlung mit mehr als 800 Werken. Die wenigsten sind dauerhaft zu sehen, nahe dem Richter-Spiegel hängt zum Beispiel noch ein riesiges Nagelbild ("Interferenzen") von Günther Uecker. Eine Liste der prominentesten Werke gibt es hier. Das für mich spektakulärste Werk wurde leider entfernt: "Herz auf Holztisch" von einem unbekannten jungen Künstler, gewidmet Hendrik Wüst.
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