Neulich hat der Spiegel in einer langen Titelgeschichte das Phänomen Friedrich Merz seziert. Zusammengefasst: Merz hat sich nach außen inzwischen besser unter Kontrolle, brodelt aber innerlich. Parallel durfte BILD lange mit Merz* Ehefrau Charlotte sprechen. Zusammengefasst: Ihr Mann ist ein ganz lieber (und für Frauen definitiv wählbar). Die Bühne für den Parteitag der CDU war also bereitet. Und dann kam Lutz van der Horst...
Die "heute show" ist inzwischen so regelmäßig im Reichstag und auf Parteitagen unterwegs, dass sich einige Politiker mit ihr arrangiert haben - oder die Satire-Sendung nutzen, um einfach cool rüberzukommen: Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Karl Lauterbach, Philipp Amthor oder Paul Ziemiak machen jeden Spaß mit. Friedrich Merz nicht.
Als heute show-Reporter Lutz van der Horst beim Parteitag im Estrel-Hotel Merz crashen wollte, ging der einfach stur weiter. Abgeschirmt von Bodyguards. Für van der Horst und sein Team war damit die Mission erfüllt, Merz stand als der Uncoole da, der nichts zu seinem Lieblingsthema Leitkultur sagen will. Doch dann kam die Ehefrau und Vorsitzende am Amtsgericht Arnsberg, Charlotte Merz. Und sie räumte mehr auf als Barbara Salesch.
Frau Merz drückte van der Horsts Mikro nach unten (der Ton wurde trotzdem aufgenommen) und belehrte den Reporter mit der Mecki-Frisur, dass er ihren Mann lieber nicht anstacheln sollte. Für die heute show ein Moment - so unbezahlbar, dass ihn selbst meine langjährigen GEZ-Gebühren nicht aufwiegen könnten.
Letztlich hatte die heute show von der CDU eine Akkreditierung bekommen, man respektiert sie offenkundig als journalistisches Format. Was sagt es also über Charlotte Merz aus, wenn sie sich so robust mit der Pressefreiheit auseinandersetzt? Ich habe für den Kölner Stadt-Anzeiger mal beim DJV nachgefragt. Sprecher Hendrik Zörner antwortete:
"Dass sich der Vorsitzende der größten Partei im Bundestag von Bodyguards gegenüber Journalisten abschirmen lässt, zeugt von wenig Souveränität. Dass seine Ehefrau den Journalisten Benimmregeln beibringen will, ist eine Unverschämtheit. Die Umgangsregeln zwischen Politikern und Journalisten leiten sich nicht von dem ab, was die CDU als Leitkultur definieren will."
Das DJV-Zitat hat am Montag die Runde gemacht, unter anderem beim Stern, der WAZ, der Rheinischen Post und der Welt.
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