Ich war nie im Team Nokia. Mein erstes Handy war von Siemens. Schwarz, mit einer kleinen Antenne oben dran. Später bekam ich von meinem damaligen Arbeitgeber ein rotes Handy - ebenfalls von Siemens, wie mein Leser Dirk H. aus D. anmerkt (in einer früheren Version stand, dass ich mich nicht an das Modell erinnere). Dirk hatte damals auch eins aus der "Edition K.D." (Insiderscherz) bekommen. Und dann kam ja schon das iPhone. Das habe ich danach meistens neu gekauft, wenn es eine neue Kamera gab. Und damit wären wir beim Thema...
Heutzutage wird man kaum jemanden (unter 80) finden, der noch ein Handy OHNE Kamera hat. Das hat Folgen für den Abschiebevollzug in NRW. Im Abschiebeknast in Büren dürfen die Insassen nämlich Handys haben (mit eigener Sim-Karte), diese aber nur OHNE integrierte Kamera. Hat wie gesagt keiner mehr, weshalb das Land aushilft. Leihweise bekommen die Häftlinge dann nämlich ein olles Nokia-Handy geliehen. Ein Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Detmold sagte mir dazu:
"Die Nutzung von Mobiltelefonen in der Unterbringungseinrichtung für Ausreisepflichtige ist im Abschiebungshaftvollzugsgesetz NRW (AHaftVollzG) geregelt. Mobiltelefone mit Kamerafunktion dürfen in der Unterbringungseinrichtung gem. § 16 Abs. 2 AHaftVollzG nicht genutzt werden. Können Untergebrachte daher eigene Geräte nicht verwenden, wird jedem Untergebrachten auf Wunsch ein Mobiltelefon ohne Kamerafunktion inklusive Ladekabel geliehen. Zurzeit sind 89 Mobiltelefone an Untergebrachte verliehen. Der Anschaffungspreis pro Gerät des Herstellers Nokia beträgt circa 20 Euro. Die Geräte sind durchschnittlich zwei bis drei Jahre in Gebrauch."
Für den Kölner Stadt-Anzeiger habe ich das in den Kontext des Abschiebungshaftvollzugsgesetzes gestellt, ich fand das spannend und lehrreich. Wie sich in den vergangenen Tagen schon gezeigt hat, ist die Abschiebungspraxis in NRW (und in ganz Deutschland) komplex - um es mal vorsichtig zu formulieren. Die Handy-Anekdote hat keine besondere Brisanz, aber sie wirft noch mal ein Schlaglicht auf die Finessen des fast 70 Seiten dicken Abschiebegesetzes. Am Mittwoch wird es dann im Integrationsausschuss interessant. Die SPD hat eine Aktuelle Viertelstunde zum Thema Solingen/Josefine Paul angesetzt.
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