Neulich war ich mit dem Fahrrad am Rhein unterwegs und fuhr vom Landtag Richtung Altstadt. Der Weg führt an der Staatskanzlei vorbei, die seit Ewigkeiten renoviert wird. Auf der Rheinseite arbeitet man schon lange am neuen „repräsentativen Eingang“. Die Bauarbeiter hatten eine der meterhohen Flügeltüren offen stehen gelassen und man konnte einen ersten Blick auf die „grüne Wand“ werfen, die Ehrengäste künftig als erstes zu Gesicht bekommen werden: Tausende Pflanzen, die drinnen wie ein Bogen drapiert sind. Diesen schönen Weg hat jetzt der erste Gast genommen. Leider war er nicht willkommen.
Am Dienstagmorgen stand nämlich plötzlich ein Obdachloser mitten in der Staatskanzlei. Laut Augenzeugen wirkte er planlos, verwirrt. Offenbar hatte er keine Ahnung, wo er gerade gelandet war. Als Beschäftigte die Security riefen, machte der Mann die Biege - und wurde nicht mehr gesehen. Die Polizei durchsuchte das gesamte Gebäude, auch um sicherzustellen, dass der Mann nichts zurückgelassen hat. Laut Zeugen könnte er drogenabhängig sein, von daher wird man auch nach Spritzen gesucht haben. Bestätigt ist das nicht.
Am Ende fand die Polizei nichts. Aber auch nicht den Obdachlosen. Er soll sich öfter in der Gegend aufhalten, in der nahen Altstadt gibt es unter anderem eine Armenküche und eine Notunterkunft. Vielleicht trifft man ihn dort noch an. Aber der Mann ist auch kein Top-Fahndungsziel, schließlich ist am Ende nichts passiert.
Der Fall ist allerdings misslich für die Staatskanzlei und vor allem die Bauarbeiter, die dort werkeln. Wie ich für die dpa recherchiert habe, war der Obdachlose nämlich durch einen offenen Bauzaun marschiert - und so in den neuen Eingang gelangt. Das wird wohl nicht noch mal passieren: „Die Sicherheitsvorkehrungen in der Staatskanzlei werden permanent überprüft und bei Bedarf umgehend angepasst“, so ein Sprecher.
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