Schuss ins Blaue: Die Staatskanzlei und ihr Geister-Account bei Bluesky
- Oliver Auster
- 22. Jan.
- 2 Min. Lesezeit

Kein Hass, keine Fake News, nur blauer Himmel? Naja, ob Bluesky wirklich so unschuldig ist oder bleibt, muss man noch mal genauer betrachten. Fakt ist: Viele Institutionen, die momentan bei X die Biege machen, wechseln zu Bluesky - das nach eigenen Angaben rasant wächst. Aktuell sollen es schon mehr als 28 Millionen Accounts sein. Was allerdings nur ein Bruchteil der X-Accounts ist. Und: Man weiß nicht so genau, wieviele der Bluesky-Kanäle eigentlich in Betrieb sind. So wie der Account mit dem Namen "land.nrw".
Der Bluesky-Kanal gehört nämlich tatsächlich der Staatskanzlei, die auch bei den anderen Sozialen Netzwerken immer als "land.nrw" oder landnrw firmiert. Aber: Es gibt beim Bluesky-Account der Staatskanzlei null Beiträge zu sehen (aber immerhin 92 Follower). Weil das Wüst-Team den Bluesky-Account nur zur Sicherheit reserviert hat, bevor jemand anderes auf die Idee kommt. Benutzt wird der Geister-Account nicht. Ein Sprecher sagte mir, dass "die Staatskanzlei sowie die Ministerien der Landesregierung bei Bedarf in eigenem Ermessen Konten auf neuen sozialen Netzwerken" eröffnen:

"So ist die Staatskanzlei bereits seit einiger Zeit auf LinkedIn aktiv und nutzt – als einen weiteren Kurznachrichtendienst – die Plattform Threads. Im Rahmen ihres kontinuierlichen Monitorings beobachtet die Staatskanzlei auch die Plattform Bluesky. Derzeit ist die Staatskanzlei dort nicht aktiv."
Also erst mal nur ein Schuss ins Blaue. Tatsächlich postet von den Ministerien nur das Umweltministerium bei Bluesky. Das Wirtschaftsministerium hat zwar auch einen Account, der ist aber auch passiv. Das Gesundheitsministerium prüft laut einer Sprecherin zumindest den Einstieg bei Bluesky. Es bleibt also noch viel Platz am blauen Himmel.
Übrigens: Während sich - wie berichtet - manche Ministerien und Minister bei X in diesen Tagen rar machen, weil ihnen die Hetze dort auf den Keks geht, zeigt der Landtag eben aus diesem Grund Flagge. Sprecher Stephan Malessa sagte mir:
"Der Landtag wird aktuell weiter auf X bleiben, um Demokratiefeinden und Fakenews nicht die Meinungshoheit zu überlassen."
Mein Eindruck ist, dass es genau dieses Paradoxon ist, dass momentan in der Landesregierung für heiße Debatten sorgt. Mein Kumpel und X-Experte Wolfgang Ainetter (Co-Autor von "Social Media für Behörden") hat bei LinkedIn dazu geschrieben:
"Einzuknicken, weil die X-Kommentare böse sind oder man Elon Musk nicht leiden kann, ist falsch. Behörden stehen für Glaubwürdigkeit und Seriosität. Wenn sie von X weg sind, widerspricht den Hatern und Wutrednern niemand mehr. Man darf Fake-News-Schleudern nicht die Deutungshoheit überlassen."
Fand ich interessant.
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