
Vor ein paar Tagen ging Robert Habeck in die Offensive und kam (vermutlich) einer Geschichte rund um "Plagiatsjäger" Stefan Weber zuvor. Thema geschickt abgeräumt, kurze Zeit später saß Habeck bei Stefan Raab und ließ sich von Barbara Schöneberger füßeln. Auch Armin Laschet geht in die Offensive - wobei man für sein Plagiat keine KI-Erkennung braucht, sondern nur ein bisschen Allgemeinbildung: Der Aachener CDU-Kandidat wirbt in seinem Wahlkreis mit dem Satz "Versöhnen statt spalten". Einem der berühmtesten Sätze von SPD-Legende Johannes Rau.
RAU-KLAU!
So würde man beim Boulevard wohl titeln. Der Kölner Stadt-Anzeiger schrieb am Wochenende über meine Geschichte dort etwas behutsamer "Laschet wirbt auf Wahlplakat mit Spruch von Rau". Wer nicht weiß, worum es geht: 1985 hatte der damalige SPD-Kanzlerkandidat Johannes Rau das Motto „Versöhnen statt Spalten“ ausgegeben. Heute werben die Sozialdemokraten in Aachen mit dem abgewandelten Basis-Slogan „Mehr für dich. Besser für Aachen“. Neben Großflächenplakaten der SPD-Kandidatin Ye-One Rhie mit eben jenem Spruch lächelt genauso groß Laschet, nur mit dem Satz „Versöhnen statt Spalten“.
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Das gefällt der SPD vor allem in Anbetracht der aktuellen politischen Lage gar nicht. NRW-Generalsekretär Frederik Cordes sagte mir, dass Johannes Rau „Zeit seines Lebens seine Energie darauf verwendet hat, Brücken in der Gesellschaft zu bauen und Gräben zu überwinden.“ Auch die CDU habe zwar „in der Vergangenheit Verdienste bei der Zusammenführung der Gesellschaft“ gehabt: „Doch diese Zeit, die zuletzt maßgeblich von Angela Merkel geprägt wurde, ist vorbei.“ Aus Sicht von Cordes hat sich die Union „in den letzten Wochen aus der demokratischen Mitte verabschiedet.“
Was CDU und CSU in diesem Wahlkampf betrieben, sei „das Gegenteil von Versöhnung.“ Friedrich Merz habe „kalkuliert Mehrheiten mit der AfD gesucht und mit diesem Tabubruch die demokratische Mitte im Bundestag bewusst gespalten.“ Also nichts mit Versöhnen. „Armin Laschet wirbt in seinem Wahlkampf für etwas, das seine Partei längst nicht mehr vertritt“, so Cordes.
Laschet selbst sagte mir für den „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Seit Jahren werbe ich dafür, die Welt nicht nur schwarz-weiß zu sehen und immer abzuwägen. In einer Welt, in der Demokratiefeinde versuchen, auf perfide Art und Weise unsere Gesellschaft auseinanderzubringen, ist ‚Versöhnen statt Spalten‘ wichtiger denn je. So wie auch Johannes Rau, mein Vorgänger im Amt des Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens, vor bald 50 Jahren diesen Grundsatz prägte.“
Es sind nur noch wenige Tage bis zur Wahl. Egal, wo man politisch steht: Versöhnen statt spalten kann in diesen Tagen nichts schaden.
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