Am Donnerstag trifft sich der Innenausschuss des Landtags. Aber die Tagesordnung ist - Stand jetzt - alles andere als tagesaktuell. An Punkt 16 steht noch "Sprengstoffexplosion vor einem Nachtclub in Köln" als Berichtswunsch. Seitdem wurde noch ein Anschlag auf einen Klamottenladen in Köln verübt, auf einen Uhrenladen (ebenfalls in Köln) mit einer Maschinenpistole geballert und in Wachtberg ein Sprengsatz vor einem Einfamilienhaus gezündet. Mutmaßlich gehen Nachtclub, Boutique und das Einfamilienhaus aufs Konto der "Mocro-Mafia" (auch wenn die Ermittler das Wort nicht mögen), die Schüsse am Uhrenladen wiederum könnten von einer Rockerfehde herrühren. Vielleicht dröselt Innenminister Herbert Reul (CDU) das am Donnerstag auf.
So tragisch und gefährlich alle diese Fälle sind - der Klamottenladen ist für mich am verrücktesten: Weil der Täter offenbar ein völlig ahnungsloser Jugendlicher war. Auf von der Polizei veröffentlichten Fotos ist zu sehen, wie der sehr, sehr junge Mann mit einer "Albert Heijn"-Tüte durch Köln geht und sich nach der Tat erst Mal am Infoschalter der Bahn am Haupteingang des Kölner Hauptbahnhofs nach einer Verbindung erkundigt. Am Ende fuhr der Teenie-Bomber laut den Ermittlern mit der S-Bahn Richtung Düsseldorf. Auf dem Weg kann man zum Beispiel in Köln-Deutz umsteigen, um Richtung Niederlande (der Heimat der Supermarktkette "Albert Heijn") zu fahren.
Ein Attentäter, der mit der Bahn kommt - weil er wohl noch keinen Führerschein hat...?
Bei einer etwas ausufernden Pressekonferenz vergangene Woche hatten Polizei und Staatsanwaltschaft schon durchblicken lassen, dass auch der Täter vom "Vanity"-Club sich wohl nicht um die Videoüberwachung der Polizei an den Kölner Ringen gekümmert habe, weil er davon schlicht nichts wusste. Der Mann sei wohl einfach mit einer Adresse auf dem Handy nach Köln geschickt worden, um dort den Sprengsatz zu zünden.
Wem die Explosion am Ende gegolten hat, also wirklich dem "Vanity"-Club oder einem anderen der Dutzenden (Büro-)Mieter in dem Haus - man (ich) weiß es nicht. Vielleicht kommt am Donnerstag im Landtag etwas Licht ins Dunkel.
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