Wüsts Kostüm hat Merz kein Glück gebracht
- Oliver Auster
- 24. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Außerdem: AfD holt 37 Prozent in Augustdorf und Castor-Sondersitzung im Landtag beantragt

Nette Idee: Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich vergangene Woche schon mal ins jecke Getümmel geworfen - bei der Aufzeichnung der besagten Fernsehsitzung. Letztes Jahr kam Wüst als „Insta-Präsident“, was nicht jeder schnallte. Diesmal ging er auf Nummer sicher: Als schwarzer (!) Glücksbringer, also Schornsteinfeger. Glück konnte die CDU ja brauchen - am Ende kam sie trotzdem nicht auf die gewünschten 30 Prozent. Wüst durfte dennoch am Wahlabend beim Merz-Auftritt direkt hinter ihm stehen. Aber zurück zum Kostüm. Das sah nicht gerade aus wie ein China-Import von Deiters, daher habe ich mal nachgefragt. Überraschende Antwort der Staatskanzlei:
„Das Karnevalskostüm, das der Ministerpräsident bei der WDR-Fernsehsitzung am 19.02. getragen hat, wurde ihm vom Landesverband des Schornsteinfegerhandwerks NRW leihweise zur Verfügung gestellt. Die Accessoires hat Ministerpräsident Wüst privat erworben.“

Der Schornsteinfeger-Verband geht bei der Landesregierung gerade zum Jahreswechsel ein und aus, von daher dürfte das eine unkomplizierte Absprache gewesen sein.
Wo wir gerade bei Verkleidungen sind: Ein paar Tage vor der Karnevalssitzung war Wüst im Frack bei der Schaffermahlzeit in Bremen. Wüst schrieb in den Sozialen Medien, dass er zum ersten Mal in seinem Leben einen Frack getragen habe. Da man zu dem Bremer Event nur einmal im Leben eingeladen wird (es sei den, man wird Bundespräsident), war es vielleicht auch Wüsts erster und letzte Frack-Gelegenheit. Daher hatte er ihn auch nur geliehen. Der Steuerzahler wurde für den Frack also nicht abgewrackt. Wüst zahlte die Leihgebühr aus seinem Verfügungsfond. Was das ist? Die Staatskanzlei klärt auf:
„Wie auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene in ganz Deutschland seit Jahrzehnten üblich können unter anderem auch die Mitglieder der Landesregierung auf persönliche Verfügungsmittel zurückgreifen. Diese Verfügungsmittel unterstehen der strikten Beachtung der haushaltsrechtlichen Vorschriften der Landesverfassung, der Landeshaushaltsordnung mit ihren Verwaltungsvorschriften und der Haushaltsgesetze. Sie dienen zur Bestreitung von dienstlich veranlassten Ausgaben, die den Verfügungsberechtigten für außergewöhnlichen Aufwand in besonderen Fällen entstehen. Die Ausgaben müssen im unmittelbaren Zusammenhang mit der Wahrnehmung dienstlicher Aufgaben stehen, zum Beispiel Repräsentationspflichten.“
Wieder was dazugelernt…
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Heute werden viele Kamerateams nach Augustdorf aufbrechen. Die Gemeinde ist laut Wikipedia "durch eine der größten Bundeswehr-Kasernen Deutschlands sowie durch einen Truppenübungsplatz bekannt." Jetzt dürfte der Ort auch dadurch bekannt werden, dass dort rund 37 Prozent der Menschen AfD gewählt haben. NRW-weit liegt die AfD bei gut 16 Prozent, daher ist das schon bemerkenswert. Ich habe keine Ahnung, was in Augustdorf los ist - aber denke mal, wir werden es heute von Vor-Ort-Reportern erfahren.
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Auch in NRW gibt es nach dieser denkwürdigen Wahl viel in den Parteien und Fraktionen zu besprechen, da passte es ganz gut, dass es diese Woche eigentlich keine Termine gab (außer der Altweiber-Party). Jetzt soll es am Dienstag aber doch eine Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses zum Thema Castor-Transporte geben. Die SPD hat den Antrag eingereicht, die FDP unterstützt den Vorstoß. Im Kern geht es darum, dass geplante Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus kurz bevorstehen. Das hatte Ministerin Mona Neubaur (Grüne) aus Sicht der Opposition aber für sich behalten. Der Wahlabend hatte (außer der AfD) keine strahlenden Gewinner zu bieten. Jetzt geht es im Landtag strahlend weiter.
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